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Ostfrieslandtour 2008  

ostfriesischer gruss moin moin
Begrüßung in Ostfriesland: Moin Moin


Der Wind weht meistens schräg von vorn- egal welche Richtung man einschlägt

Dienstag, 26.02.2008
12:25 Uhr: Bin um 11:57 Uhr in Varel eingetroffen. Ich bin noch in den Ort gegangen, kleinere Fußgängerzone, ansprechende Häuser, wenig deutsche Lokale, dafür ausländische Restaurants, vor allem Pizzerien. Sitze im Aufgenblick im Bistro "Melodie" in der Rathauspassage am Schlossplatz. Ich bin vor dem nicht starken, aber durchgehenden Regen geflohen. Werde mich gleich regendicht machen und dann losgehen, wobei regendicht sowieso relativ ist, weil man in der Regel nie ganz dicht ist.

Varelwindmühle Varel

14:15 Uhr: Es lief so, wie ich gehofft habe. Am Hafen von Varel habe ich gerade die besten Matjes meines Lebens gegessen. Jedenfalls glaube ich das in diesem Augenblick. Dazu noch leckere Bratkartoffeln, Remoulade, etwas Kartoffel- und Heringssalat. Ich bin begeistert. Das Fischrestaurant heißt "Aal & Krabbe". das muss ich mir merken. Noch 1 km bis zum Jadebusen, dann geht es am Deich entlang bzw. über den Deich bis Dangast.

All und Krabbe Varelmatjes bei aal und krabbe

18:50 Uhr: Angestrengt habe ich mich heute nicht. Der Weg zum Hotel war noch etwa 8 km von der letzten Einkehr an gerechnet. Ich wechselte je nach Wind- und Regenlage mal links, mals rechts vom Deich, mal über die Deichkrone, egal wo ich war, meistens kamen Wind und Regen schräg von vorn. Auf der Deichkrone waren immer nach einigen hundert Metern Schafsperren, die überwunden werden mussten, rechts war viel Schlamm und links Asphalt. Trotzdem machte es Spaß, so richtig durchgepustet zu werden. Das Einzelzimmer Up'n Diek ist etwas klein, aber mit 37 € bei der Lage nicht überbezahlt. Der Hotelier Heinzel hat im Augenblick seinen Piratenkeller geschlossen, auch die Pizzeria im Hause ist zu. Habe vom Wirt die Empfehlung "Altes Zollhaus" bekommen. Da werde ich hingehen.

deich vor Dangast

21:00 Uhr: Die Empfehlung war sehr gut. Das Schweinerückensteak war so groß, dass ich noch ein Viertel davon einpacken ließ, um es morgen mit einem Brötchen zu essen. Als "Absacker" bestellte ich mir einen Friesengeist. Der wurde brennend serviert. Mit Spruch: "Wie Irrlicht im Moor flackert`s empor..."

Friesengeist

Mittwoch, 27.02.2008
08:20: Früstück sollte es erst um 9 Uhr geben, habe aber nach Verhandlungen 08:30 erreicht. In der Nacht war es sehr ruhig, habe gut geschlafen. Nachdem ich die Fenster geöffnet hatte, hörte ich den starken Wind. Der kommt wahrscheinlich wieder schräg von vorn. Sitze schon am Frühstückstisch und genieße die schöne Aussicht aus den Fenster. Die Wirtsleute haben für drei Gäste ein Buffet aufgebaut, das sich sehen lassen kann.

Upn Diek DangastFrühstück upn Diek Dangast

12.30 Uhr: Ich bin seit 45 Minuten in der Gaststätte "Zur Grodendiele" in Cäciliengroden. Ich bin froh, dass die Gaststätte geöffnet hat. Auf dem Deich und auch unten hat es ganz schön gestürmt. Und der Wind soll noch stärker werden. Mein Gesicht brennt schon jetzt. Beim Verlassen von Dangast konnte ich einige Kunstwerke im Watt bewundern. Der Wirt Klaus Ehlert und ein einzelner Gast erzählen Dönekes von früher. Soll einer sagen, die Ostfriesen seien stur und nicht lustig.

Kunstwerk im Watt von Dangast

16:50: Ich bin in Wilhelmshafen im "Teehäuschen" am Südstrand und trinke eine Spezialität: Eiergrog. Der ist gut und schmeckt einfach super. Der Wirt hat sich gerade verabschiedet: "Ich bin draußen vor der Tür eine rauchen." Ja, die Zeiten sind härter geworden für die Raucher, selbst die Wirte dürfen in ihrer eigenen Kneipe nicht mehr rauchen. Ob das Schutzgesetz sinnvoll ist? Klaus Ehlert aus Cäciliengroden hat zwei Bypässe gekriegt. "Jetzt ist es eh zu spät", sagte der Arzt, "seien Sie also ehrlich, wieviel Zigaretten rauchen Sie am Tag?" "Ich habe noch nie in meinem Leben eine Zigarette, angerührt, aber ich bin Gastwirt..." Bei der Bierakademie in der Nähe der Teestube war ein Hinweisschild angebracht: "Raucherraum" Die Tür führte direkt nach draußen...

Dunkle Wolke über dem DeichTeehäuschen Wilhelmshaven

...Gerade ist der Wirt zurückgekehrt und erzählte eine interessante Geschichte: Die Hotels am Südstrand wurden 1928 gebaut, als man nicht wollte, dass die Alliierten Einsicht in die geheimen Aktivitäten der Marine hatten, denn laut Versailler Vertrag bestanden ja strenge Auflagen. Beleg: die Hotels sind gerade so hoch, dass sie vom Jadebusen aus keine Einsicht in den Marinehafen gewähren, und die einzelnen Hotels sind mit sichtdichten Mauern verbunden.l

Hotels am Südstrand Wilhelmshaven

Hier in Wilhelmshaven ist noch ziemlich tote Hose. Nur auf der Promenade am Südstrand waren schon einige Spaziergänge unterwegs, natürlich kein Vergleich zum Sommer. Trotz des Windes war die heutige Strecke mit knapp 20 km ein besserer Spaziergang. Auf einer Bank auf dem Deich konnte ich mich sogar vom Wind abdrehen und die Reste des gestrigen Abendessens aus dem Zollhaus verputzen.
18:55: Das alte Feuerschiff Weser, wo ich gern Labskaus gegessen hätte, hat leider bis zum 28.02. Betriebsferien. Bin dann zum Spezialitätenrestaurant "Merlin" gegenüber auf der anderen Seite des Kanals gegangen, Ich bin der einzige Gast in dem Riesenrestaurant. Habe mir wieder Matjes bestellt. Die kamen nicht ganz an die Qualität von "Aal & Krabbe" heran, waren aber trotzdem lecker.

feuerschiff weser WilhelmshavenKaiser Wilhelm Brücke Wilhelmshaven

Donnerstag, 28.02. 2008
11:30 Uhr: Das timing war optimal. Habe um 10:45 das Bistro "Treffpunkt" am Markt in Sande erreicht. Der Wind ist heute etwas schwächer, und die Sonne lässt sich blicken. Mit dem Hotel "Lachs" war ich wieder mehr als zufrieden, hatte ein geräumiges Zimmer mit Balkon und Bick auf den Jadebuden zu einem annehmbaren Preis. Das schöne an den Süstrandhotels ist ja, dass alle Zimmer Meerblick haben. Zum Frühstück gab es u.a. Lachs. Nomen est omen, man will sich ja nicht lumpen lassen. Müsli und Marmelade in Buffetform, der Rest wurde am Tisch serveirt. Echter gebrühter Ostfriesentee in der Kanne mit Stövchen, freundlicher Wirt, der mit bürgerlichem Namen natürlich nicht Lachs heißt, behauptete, sich dunkel an mich erinnern zu können.

Zimmer im Hotel Lachs WilhelmshavenFensterblick Hotel Lachs

Um halb neun war ich bereits auf der Piste. Jetzt war der Anker des Ems-Jade-Weges mein neues Wanderzeichen. Schöner bzw. interessanter Weg am Hafen entlang. In Mariensiel gibt es leider keinen k

Kiosk mehr, nach Umlegung der Hauptverkehrsstraße blieben die Kunden aus. Hier im Treffpunkt pulsiert das Leben. Alle Generationen sind vertreten. Das Bistro wirbt auch mit dem Slogan: "Für Jung und Alt".

Ems Jade Kanal bei MariensielZum Treffpunkt Sande

19:20 Uhr: Gegen viertel vor sechs bin ich in Friedeburg eingetroffen. Ich bin froh, dass ich das "Deutsche Haus" genommen habe. 10 € preiswerter als "Oltmanns" und sehr gemütlich. Zm heutigen Tag: Nach ein bisschen Fragen habe ich heute Mittag den Ems-Jade-Kanal wieder gut gefunden. Bei Dykhausen bin ich abgebogen, der Krog an der Kirche hatte zu, wahrscheinlich macht er gar nicht wieder auf. Dann bin ich weitergegangen bis zum Wasserschloss Gödens, eine ansehnliche, recht imposante Anlage, dahinter 2 km Straße, kein Auto bis zum Kanal. Pause auf einem als Sitzplatz gut geeigneten Stein vor Hoheesche. Zum ersten Mal auf dieser Wanderung habe ich den Esbit-Kocher in Gang gesetzt. Was gab es? Das alte Spezialrezept für Wintertage: Heißes Bier mit Honig. In Reepsholt war absolut nix mehr los. Habe die alte Kirchenruine fotgrafiert und dann einen Schwenk zurück gemacht in Richtung Friedeburg. Das Stück auf dem Radweg entlag der Bundestraße war das ödeste Stück des Tages. Abendessen: Zwei hausgemachte Kohlrouladen mit extra Kohl für 7,- €. Bin mehr als satt.

Ems-Jade-KanalSchloß Gödens

 

Idylle am Ems-Jade-KanalKohlrouladen in Friedeburg

Freitag, 29.02.2008
15:45 Uhr: Das Tagesziel Wittmund habe ich schon vor einer Stunde erreicht. Kurz nach acht Uhr war ich heute morgen auf der Strecke, zunächst nach "Amerika", dann zum Kanal, danach an den Rand des Knyphauser Waldes, dann bis Leerhafe etwa 3 km auf dem Radweg an der Straße. In Leerhafe kurzer Besuch in der Kirche und Unterhaltung mit dem Pfarrer, der gerade auf die Kindergarten-kinder wartete. Er erklärte mir die Kirche, deren Vorläufer etwa um 1.000 n. Chr. gebaut wurde. Gut fand ich die Sanduhr über der Kanzel, die kann der Pfarrer einstellen, damit er nicht zu lange predigt und seine Schäfchen langweilt. Das Schmuckstück ist ein uralter Grabstein, dessen Inschrift aber leider nicht mehr zu lesen ist. Weiterer Weg (den ich mir ja selbst zusammengestellt habe und der auch nicht markiert ist) Radweg in Richtung Asel über Möns, Ovelgönne, Burmönken, Horst. Was ich kaum gehofft hatte, gab es dann doch: einen direkten Weg über Dohugen nach Wittmund. Heute bin ich zum ersten Mal ein bisschen kaputt, vielleicht, weil ich soviel Asphalt als Untergrund hatte. Das Wetter war phantastisch, doch seit zwei Stunden trübte es mehr und mehr ein.

Ostfriesland Bäume im NebelKanzel mit Eieruhr

Beim Rundgang durch Wittmund stellte ich fest, was sich seit meiner Bundswehrzeit 1965 so alles verändert hat. Hier nur einige Beispiele: Epi Brauers Gasthaus mit Lichtspielen ist zu verkaufen, an Edo Aden und den großen Tanzsaal in der ersten Etage erinnert noch das Schild "Aden am Markt", den Ostfriesischen Hof gibt es nicht mehr, ebenso das "Café Wertz", "Bremer Schlüssel" mit "Komm rin" ist jetzt OLG. die Hauptverkehrsstraße, die ich bei meiner Führerscheinprüfung noch durchfahren musste, ist jetzt Fußgängerzone. 43 Jahre sind eben doch eine lange Zeit. Im Augenblick sitze ich im "Goldenen Anker". Früher war das ja die letzte Kaschemme, inzwischen wurde das Haus ja ganz schön herausgeputzt. Aber es stinkt immer noch, weil im Tresenbereich geraucht wird...

Epi Brauers GAsthof WittmundAden am Markt WittmundGoldener Anker Wittmund

Das Abendessen im Harlestübchen war gut. Es gehört zum Garni-Hotel Kröger, wo ich heute übernachte. Die Krönung des des Abends war "Im Eimer", live music mit dem piano-man, einem hervorragenden Solisten. Er spielte quer Beet für alle Altersgruppen: Ich war noch niemals in New York, die kleine Kneipe, La Paloma und Griechischer Wein. Ich blieb, bis der piano-man seine letzten Zugaben gegeben hatte. Schöner Abend, ehrlich. Auf dem kurzen Weg bis zur Unterkunft wurde ich dann noch richtig nass, weil es wie aus Eimern schüttete.

Samstag, 01.03.2008
Eigentlich hätte ich heute morgen gar nicht losgehen dürfen, weil es eine Sturmwarnung gegeben hatte. Der Mann an der Tankstelle meinte, bei dem Wetter sollte man lieber nicht in den Wald gehen, aber kurz darauf war ich schon drin. Unterwegs traf ich trotz des Wetters vereinzelte Spaziergänger, die Dame mit den Walking-Stöcken verwies mich auf die nördliche Route, die war leider falsch, weil ich fast bis Negenbargen kam. Die Bäume über mir knarrten im Sturm, ab und zu fiel auch mal ein Ast herunter, zum Glück wurde ich nicht getroffen. Als ich Peter Zimmer zum Geburtstag gratulierte, verstand er mich kaum. Ich war froh, als ich den Wittmunder Wald verlassen hatte, aber auch die Bäume an der Landstraße wiegten sich verdächtig im Wind. Unterschlupf fand ich erst gegen 12:30 Uhr in der "Alten Post" in Ogenbargen. Die Kutterscholle mit den vielen Krabben war Spitze.

Hindernis auf dem Ostfriesland-WanderwegOstfriesland Wanderweg

Es war immer noch sehr stürmisch, als ich auf dem Ostfriesland-Wanderweg auf der Trasse der ehemaligen Kleinbahn weiter ging. Ich machte eine Pause in einem Bushäuschen. Als ich in Esens ankam, war es bereits stockdunkel und immer noch stürmisch. Da ich bei dem Wetter und der Dunkelheit nicht am Tief entlanggehen wollte, bin ich die letzten 4 Kilometer bis Bensersiel gefahren. Im Benser Hof hatte ich mich bereits angemeldet, Heerens Gasthaus, wo ich sonst immer übernachtet habe, hatte Betriebsferien. In dem Vier-Sterne-Hotel war alles hervorragend, Superzimmer, Superessen, Superfrühstück, natürlich auch Superpreise, obwohl jetzt außerhalb der Saison noch Sonderpreise gelten. Ein würdiger Ausklang des letzten vollen Wandertages. Und ein Ausgleich für das heutige furchtbare Wetter mit Regen und Wind in Sturmstärke.

Zimmer im Benser Hof BensersielBesner Hof Bensersiel

Sonntag, 02.03.2008
12:25 Uhr: Heute war das Wetter wieder besser. Bin bei mäßigem Wind (im Vergleich zugestern) über den Deich bis Neuharlingersiel gegangen. Habe mir im Gasthaus Rodenbäck nochmal Matjes bestellt. Werde mit dem Bus nach Esens und dann mit der Nord-West-Bahn zurück nach Hause fahren. Das preiswerte 29,- € Ticket habe ich Online gebucht und bereits in der Tasche...

 

Deich vor NeuharlingersielHafen Neuharlingersiel

Figuren Neuharlingersiel

Tagebuchaufzeichnungen, überarbeitet

Informationen zur Wanderstrecke:
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Wegmarkierung: Länge des Weges: 120 Km Tagesetappen: 5 bis 6

Übernachtungensmöglichkeiten:
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